- Dauerregen überflutet kleinere Straßen. Spree wird zum reißenden Fluss. Sandsäcke für den Ernstfall. Baum auf Pkw in Bautzen gestürzt. Spielplatz und Grundstück an der Neiße in Ostritz unter Wasser. Weitere Fotos zum Hochwasser in Haselbachtal bei Kamenz. Fotos: Tele-Lausitz (R.Löb/ Didi)
Cottbus kämpft gegen die Spree-Fluten
Am frühen Freitagmorgen brach ein Damm bei Neuhausen, einem Vorort von Cottbus. Die vier Meter große Lücke soll provisorisch abgedichtet werden. Der Bahnverkehr auf der nahe gelegenen Strecke Cottbus – Görlitz ist aber nach bisherigen Informationen nicht beeinträchtigt. Eine Warmwasserleitung wurde abgestellt. Bewohner des Cottbuser Stadtteils Schmellwitz müssen sich deshalb kalt duschen. Rund 500 Helfer sind im Einsatz – neben Feuerwehr, THW und Polizei auch die Bundeswehr. Der Pegel der Spree steigt weiter. Fußgängerbrücken über den Fluss wurden gesperrt. Die Stadt warnt vor Besuchen am Ufer, weil Bäume auf den Deichen umstürzen könnten.Kanufahren und Paddeln verboten – gilt seit heute für den gesamten Spreewald. Wie lange, sei noch nicht absehbar, so der Krisenstab in Lübbenau. Das Hochwasser aus der Talsperre Spremberg wird im Tagesverlauf erwartet.In Spremberg unterdessen entspannt sich allmählich die Hochwasserlage. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, werde das Bürgertelefon um 12 Uhr abgeschaltet. Das Hochwasser zieht langsam ab. In Spremberg haben die Deiche gehalten. Mit fast 4,50 Meter erreichte die Spree am Donnerstag einen neuen Jahrhundertrekord. Nun fallen die Pegel wieder. "Ich glaube, wir haben das Schlimmste überstanden", sagte Bürgermeister Klaus-Peter Schulze.Entspannt hat sich die Situation an der Neiße. Die Pegel fallen. Nur noch Alarmstufe 2 am Pegel Bademeusel. Dagegen weiter kritisch ist die Lage an der Schwarzen Elster in Bad Liebenwerda und Wahrenbrück. In der Nacht zu Donnerstag kam es dort zu kleineren Deichschäden.Der Hochwasserscheitel der Elbe erreichte am Donnerstagmittag in Dresden. Der Pegel stieg auf 8,76 Meter. Während Dresdner Stadtteile im Osten und Westen unter Wasser stehen, blieb die historische Altstadt mit Semperoper, Schloss, Frauenkirche und Zwinger verschont. Bei der Flut 2002 waren 9,40 Meter gemessen worden. Laut Landeshochwasserzentrale wird das Wasser nur langsam abfließen. Die Lage bleibt angespannt. Der hohe Wasserstand halte vier bis fünf Tage.Die Sächsische Landestalsperrenverwaltung bereitet sich unterdessen auf weitere Niederschläge vor. Aus 14 Staubecken wird derzeit Wasser abgelassen, um Platz zu machen für neue Mengen. Die Talsperren Bautzen und Quitzdorf bei Niesky stehen aber im Moment nicht zur Verfügung. Sie laufen durch die Regenfälle der vergangenen Tage noch über. Nach einer kurzen Wetterberuhigung muss in den nächsten Tagen mit erneuten Schauern und Gewittern gerechnet werden. Sachsen rechnet mit Milliardenschäden durch das Hochwasser. Erste Schätzungen gehen von zwei bis 2,5 Milliarden Euro aus. Ab heute wird die Soforthilfe ausgezahlt. Die Kreise Görlitz und Bautzen erhalten je 250.000 Euro, sagte Sozial-Staatssekretärin Andrea Fischer, früher Landrätin in Kamenz. Bis 25. Juni können Bürger, die mit erstem Wohnsitz in einer vom Hochwasser betroffenen Gemeinde gemeldet sind und ihr Hab und Gut verloren haben, das „Handgeld“ bei Nachweis der Identität und einer schriftlichen Erklärung zum Verlust beantragen. Für Erwachsene gibt es einmalig 400 Euro, für minderjährige Kinder je 250 Euro und je Haushalt maximal 2.000 Euro. Dafür werden weder ein Verwendungsnachweis gefordert noch die Zuwendung mit anderen Sofortleistungen, Hartz IV-Sätzen oder Versicherungsansprüchen verrechnet. Kraftakt in der Nacht zum Mittwoch im Hoyerswerdaer Ortsteil Zeißig. Dort drohte das Schwarzwasser einen Deich auf einer Länge von 300 Metern wegzureißen. 160 Feuerwehrleute und Freiwillige verhinderten das - mit rund 60.000 Sandsäcken. Die Helfer bildeten eine 20 Meter lange Kette. Manch einer schippte neun Stunden Sand. Eine Bäckerei spendierte Kuchen, die Feuerwehr Makkaroni mit Tomatensoße. Großer Dank an alle Beteiligten, so René Bedies, stellvertretender Kreisbrandmeister.Das Landratsamt Görlitz hob am Dienstagmorgen den Katastrophenalarm für Görlitz, Neißeaue und Rothenburg auf. Der Pegel der Neiße hatte die höchste Alarmstufe verlassen. Am Montagabend war der Grenzfluss bis auf 5,97 Meter angeschwollen. Kräftige Regenschauer und zusätzliche Wassermassen aus der polnischen Witka ließen Schlimmstes befürchten. Anwohner holten sich Sandsäcke und verbarrikadierten damit ihre Haustüren. Auch im Wasserwerk Görlitz-Weinhübel wurde Vorsorge getroffen. Feuerwehr und THW kontrollierten Deiche.
Die Region sei mit einem blauen Auge davongekommen, sagte Landrat Bernd Lange am Dienstag in einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch. Es gebe Schäden an Privatgrundstücken entlang Neiße und Schöps sowie kleine Straßenschäden. Das Ausmaß sei aber bei Weitem nicht so groß wie nach dem Juli-Hochwasser 2012 oder gar der Augustflut 2010.
Wohin mit dem Hochwassermüll?
Für die vom Hochwasser betroffenen Bürger besteht die Möglichkeit, im Rahmen der Abfallwirtschaftssatzung des Kreises Sperrmüll kostenfrei zu entsorgen. Für die Anmeldung sollte bitte die entsprechende Doppelkarte oder das unter www.aw-goerlitz.de erhältliche Online-Formular genutzt werden. Mit den beiden beauftragten Entsorgungsunternehmen ist abgestimmt, dass vom Hochwasser Betroffene bei der Terminvergabe prioritär behandelt werden. Voraussetzung ist jedoch ein entsprechender Vermerk auf der Anmeldung.