- Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht mit Görlitzer Waggonbauern
- Vor dem Werkstor protestierten am Morgen mehrere Gruppierungen und Parteien unterschiedlicher Couleur gegen die Übernahme des Standortes durch KNDS.
Görlitz wird Rüstungsstandort - 400 von 700 Waggonbauern werden übernommen
Görlitz wird Rüstungsstandort. Der deutsch-französische Konzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk. Heute wurde eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet. In Görlitz sollen Baugruppen für den Kampfpanzer Leopard 2 und den Schützenpanzer Puma hergestellt werden sowie Module für den Radpanzer Boxer.
Übernahmeangebot für 350 bis 400 Alstomwerker
KNDS will 350 bis 400 Beschäftigte übernehmen und schon in diesem Jahr mit der Produktion beginnen.. Die Auswahl soll nach fachlichen Kompetenzen erfolgen und nach Sicherheitsaspekten. Alstom will 100 Görlitzer Waggonbauern ein Angebot machen für andere Standorte des Konzerns. Dazu gehört Bautzen. Sie sollen nach bislang unbestätigten Informationen in den Bereichen Service und technische Entwicklung eingesetzt werden.
Zudem prüft KNDS, bis zu 75 weiteren Mitarbeitern ein Angebot in seinem Konzernbereich anzubieten. Die komplette Lehrausbildung von Alstom wird von KNDS übernommen. Für die Beschäftigten, die weder bei KNDS unterkommen, noch ein Angebot von Alstom erhalten, soll eine „faire und sozialverträgliche Lösung“ gefunden werden.
Alstom schließt sein Görlitzer Werk Ende des ersten Quartal 2026 . Die Produktion (Wagenkastenrohbau) soll an Niedrig-Kosten-Standorte verlagert werden. Derzeit werden Görlitz noch Doppelstockwagen für Israel hergestellt und Straßenbahnen für Magdeburg, Leipzig und Göteborg.
Komponenten für Panzer ab 2026 aus Görlitz
KNDS will nach unseren Informationen 80 Millionen in Görlitz investieren. „Wir erweitern unsere Fertigungskapazitäten, um die Verteidigungsfähigkeit für Deutschland zu stärken“, sagte das Mitglied der KNDS-Geschäftsführer, Florian Hohenwarter.Schon im nächsten Jahr sollen die ersten Komponenten für die Wehrtechnik das Werk verlassen.
„Görlitz sorgt für mehr Sicherheit in Deutschland“
Bundeskanzler Olaf Scholz, der zur Vertragsunterzeichnung nach Görlitz gekommen war, sagte, er habe sich persönlich gemeinsam mit der sächsischen Landesregierung für die Zukunft des Standortes eingesetzt. „Diese Produktion in Görlitz sorgt für mehr Sicherheit in Deutschland.“ Von einem guten Tag und einer großen Chance für Görlitz sprach Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Mit Blick auf Gegner der Übernahme sagte der CDU-Politiker: „Die Grundlage für unsere Freiheit und unseren Wohlstand. ist Sicherheit und Frieden. Diese Technik dient dazu, dass wir in Deutschland und in der Europäischen Union in Frieden leben können.“
Vor dem Werkstor protestierten am Morgen mehrere Gruppierungen und Parteien unterschiedlicher Couleur gegen die Übernahme des Standortes durch KNDS. Sie hielten Schilder und Transparente hoch. Darauf stand „Frieden“.
Görlitz war schon einmal Rüstungsstandort
In der mehr als 175-jährigen Geschichte des Görlitzer Waggonbaus wurden schon einmal Rüstungsgüter hergestellt, und zwar in den 1930er Jahren „In der Abteilung Waggonbau zählten zum Wehrmachtsbedarf u.a. Schallmess-, Funk- und Schützen-Panzerwagen, MG-Wagen, Aufbauten für Krankenkraftwagen, Panzeraufbauten, Sonderanhänger, Ersatzfeldwagen...“, schreibt Wolfgang Theurich im Buch „160 Jahre Waggonbau Görlitz“.