- Ein Wagenkasten für die Straßenbahnproduktion in einer Werkhalle bei Alstom in Görlitz
Letztes Rollout: In Görlitz geht eine Epoche zu Ende
In Görlitz geht die Epoche des Schienenfahrzeugbaus zu Ende. In diesem Monat verlassen die letzten Wagen die Montagehalle. Es sind Doppelstockwagen für Israel und Straßenbahnrohbauten für Magdeburg. Damit werde die Produktion plan- und termingerecht beendet, sagte uns Betriebsratsvorsitzender René Straube. Die Situation jetzt sei schon sehr ernüchternd. „Für viele Kollegen wird das Ende des Waggonbaus erst klar.“ Aktuell laufe schon die Fertigung für KNDS an.
Begonnen wird mit dem Innenausbau von Führerhauskabinen
Der deutsch-französische Rüstungskonzern übernimmt das Görlitzer Alstom-Werk. Im Frühjahr war dafür eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet worden. In Görlitz sollen Baugruppen für den Kampfpanzer Leopard 2 und den Schützenpanzer Puma hergestellt werden sowie Module für den Radpanzer Boxer. Begonnen wird aber mit dem Innenausbau von Iveco-Führerhauskabinen. Dafür seien Kollegen aus Görlitz in München schon eingearbeitet worden, so Straube. Einen Arbeitsvertrag mit KNDS hätten inzwischen über 60 Görlitzer Alstom-Werker unterschrieben. Die große Übernahmewelle erwartet der Betriebsratsvorsitzende Anfang April nächsten Jahres. „Da geht dann ein großer Schwung Personal in die Transfergesellschaft.“ Die Beschäftigten sollen schließlich „ihren Hafen bei KNDS finden“.
„Faire und sozialverträgliche Lösung“
KNDS hatte im Mai in Aussicht gestellt, 350 bis 400 Beschäftigte aus Görlitz zu übernehmen. Die Auswahl soll nach fachlichen Kompetenzen getroffen werden und nach Sicherheitsaspekten. Alstom wollte 100 Görlitzer Waggonbauern ein Angebot machen für Bautzen und andere Standorte des Konzerns. Für die Beschäftigten, die weder bei KNDS unterkommen, noch ein Angebot von Alstom erhalten, soll eine „faire und sozialverträgliche Lösung“ gefunden werden. Alstom schließt sein Görlitzer Werk offiziell Ende des ersten Quartal 2026. Damit endet die 175-jährige Waggonbautradition an der Neiße.
Görlitz war schon einmal Rüstungsschmiede
Im Görlitzer Waggonbaus wurden schon einmal Rüstungsgüter hergestellt, und zwar in den 1930er Jahren „In der Abteilung Waggonbau zählten zum Wehrmachtsbedarf u.a. Schallmess-, Funk- und Schützen-Panzerwagen, MG-Wagen, Aufbauten für Krankenkraftwagen, Panzeraufbauten, Sonderanhänger, Ersatzfeldwagen...“, schreibt Wolfgang Theurich im Buch „160 Jahre Waggonbau Görlitz“.