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  • Toilettenfrau Kerstin Kallinger. Foto: kmk
    Toilettenfrau Kerstin Kallinger. Foto: kmk

„Einer Kollegin wurde schon Dresche angeboten“

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Ein Hallo an alle Toilettenfrauen und -männer!  Glückwunsch! Sie hatten gestern ihren Ehrentag. Jedes Jahr am 19. November ist Welttoilettentag.  Respekt, dass es Menschen gibt, die diesen Job machen. Dazu gehört auch Kerstin Kallinger. Sie putzt das Kundenklo im Bautzener Kornmarktcenter. 

Ein Kommen und Gehen. Wie an jedem Nachmittag. Kerstin Kallinger hat kaum Pause. Sie holt neue Seife, füllt die Spender auf. Erledigt. Weiter geht‘s mit Lappen und Bürste. Toilettenbrille, Kloschüssel, Türen – alles soll picobello sein für die nächsten Kunden. Auf den Frauenklos hat sie mitunter länger zu tun. „Ist wirklich schlimm manchmal. Da wird nicht runtergespült und auf die Brillen gemacht“, ärgert sie sich. Dagegen muss sie im Männerklo nicht so viel putzen.

Am Eingang steht ein kleiner Teller für das Toilettengeld. Einige wenige Münzen liegen dort. Kunden kramen in ihren Portemonnaies, werfen 50-, 20- und 10-Cent-Stücke auf das Porzellan.  Wenn Kallinger nicht in der Nähe ist, da gibt es auch Kunden, die nicht bezahlen. Früher hat sie die Frauen und Männer daran erinnert. Das macht sie heute nicht mehr.  Sie ist beleidigt, angefeindet und bedroht worden.  Vor allem in der Weihnachtszeit muss sich die Brigade der vier Toilettenfrauen aus dem Bautzener Kornmarktcenter einiges anhören. „Einer Kollegen wurde schon Dresche angeboten“, so Kallinger.  Aber die meisten Kunden seien freundlich. Für die Stammkunden nimmt sie sich auch mal  Zeit für ein paar Worte, einen kleinen Plausch, auch wenn andere drängeln.

Kallinger ist eigentlich Bekleidungsfacharbeiterin. Die 58-Jährige hat früher einmal Bademäntel für Frottana genäht, später war sie bei Robur, half auch in einem Zeitungsladen aus. Nun putzt sie die Kundentoiletten im Bautzener Kornmarktcenter. Ihr Traumberuf? „Nein, um Gottes willen“.  Doch schon sieben Jahre macht sie den Job. Drei Jahre will sie noch Feudel und Bürste schwingen. Dann geht Kallinger in Rente.

 

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Reporter Knut-Michael Kunoth