Mann aus Schmölln-Putzkau verurteilt: "Cannabis ist meine letzte Rettung"
Wer Drogen anbaut und erwischt wird, kommt vor Gericht, wird verurteilt und hat seine Strafe verdient. Meist sind es kleine Dealer oder Konsumenten, die immer wieder den Kick brauchen. Der heute in Bautzen verhandelte Fall liegt etwas anders. Er passt nicht in das übliche Raster.
Ein üppiger Cannabis-Strauch in einem Gewächshaus. Er reicht bis an die Decke. Richter Dirk Hertle hält die Ermittlungsakte mit dem Schwarz-Weiß-Foto hoch. Angebaut hat die berauschenden Pflanzen ein 58-jähriger Mann aus Schmölln-Putzkau, hinter seinem Haus. Das gibt er auch unumwunden zu. Er habe aus dem Extrakt Tropfen hergestellt und sie eingenommen – um seine Schmerzen zu lindern.
Auf eine Krücke gestützt, betritt der verheiratete Familienvater den Verhandlungssaal im Bautzener Justizgebäude. Er wird begleitet von seiner Frau. Seit sieben Jahren schon klagt Frank C. über unerträgliche Schmerzen. Er leidet an einer Neuro-Borreliose. Hinter sich hat er eine Odyssee durch Kliniken in Dresden, Arnsdorf, Heidelberg, Weimar und Jena. Ärzte können ihm angeblich nicht helfen.
Ein cannabishaltiges Medikament gegen seine Schmerzen werde ihm verweigert, die Kostenübernahme durch seine Krankenkasse abgelehnt. Auf Privatrezept könnte es der Oberlausitzer bekommen. Die 2.000 Euro pro Woche habe er aber nicht. Er bezieht nur eine schmale Rente.
Seine Verteidigerin spricht von „rechtfertigendem Notstand“. Sie hält ihren Mandanten für unschuldig und will Freispruch. Für Richter Dirk Hertle ist es zwar ein minderschwerer Fall, dennoch könne sich der Angeklagte nicht über das Gesetz hinwegsetzen. Cannabis sei eine Droge, es könne medizinisch verordnet werden, aber der eigenmächtige Anbau sei illegal. Mit dem Urteil - ein Jahr auf Bewährung - folgt er dem Antrag des Staatsanwaltes.
Der Angeklagte will weiter kämpfen, Berufung einlegen. Parallel dazu läuft eine Klage in zweiter Instanz vor dem Sozialgericht. Frank C. will erreichen, dass er ein cannabishaltiges Medikament gegen seine Schmerzen auf Rezept bekommt. Derzeit schluckt er täglich eine Tablette mit einem anderen Wirkstoff. Sie hält sechs Stunden an. Dann kommen die Schmerzen wieder. Cannabis sei seine letzte Rettung.