Oberlausitz bleibt Standortkandidat für Atommüllendlager
Die Oberlausitz bleibt potentieller Standortkandidat bei der Suche nach einem Atommüllendlager. Auf einer heute veröffentlichten Karte der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ist eine Region im Landkreis Bautzen entsprechend türkisfarben gekennzeichnet. Dagegen werden andere Regionen in der Lausitz vorerst nicht mehr berücksichtigt. Derzeit laufen Sicherheitsuntersuchung zur Einengung der insgesamt 90 Teilgebiete in Deutschland auf wenige Regionen. Ende 2027 will das BGE die Standortvorschläge vorlegen. Sie werden vom Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Untersuchung geprüft – unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Das letzte Wort hat die Bundesregierung.
Bautzener Landrat: Atomendmüllendlager ist völlig ausgeschlossen
Ein mögliches Atommüllendlager im Kreis Bautzen ist für Landrat Udo Witschas völlig ausgeschlossen. Er verwies auf eine Entscheidung, ein Untergrundlabor 200 Meter tief im Lausitzer Granit im Dreieck Bautzen – Kamenz – Hoyerswerda zu errichten. Das Deutsche Zentrum für Astrophysik arbeite bereits an dem Projekt. Und das sei mit einem Endlager unvereinbar, sagte uns der CDU-Politiker.
Weitere Reaktionen aus der Oberlausitz
Conrad Clemens, CDU-Landtagsabgeordneter: „Ich lehne ein Atomendlager in der Oberlausitz klar ab. Mit der Kohleverstromung haben die Menschen in der Lausitz bereits eine Jahrhundertaufgabe übernommen und die Stromversorgung in weiten Teilen Deutschlands gesichert. Die Folgen werden wir noch lange bewältigen müssen. Jetzt sind andere Regionen dran. Von Forschungsreaktoren abgesehen war Sachsen nie an der Erzeugung von Atommüll beteiligt.“
Florian Oest, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Forschungsausschuss: „Ein Atomendlager in den Landkreisen Görlitz und Bautzen lehne ich ab. Die Oberlausitz leistet bereits mit dem Ausstieg aus der Braunkohleförderung einen großen Beitrag. Zudem ist das Oberlausitzer Granit als Observatorium für Gravitationswellen besonders geeignet, wie Experten vermuten. Deshalb möchten wir das Einsteinteleskop in die Lausitz holen. Das unterirdische Labor benötigt Ruhe in den Gesteinsschichten, um die Schwingungen des Weltraums zu messen. Auch deshalb ist ein Atommüll-Endlager in unmittelbarer Nähe völlig ausgeschlossen.“
Octavian Ursu, Oberbürgermeister von Görlitz: „Die Einschätzung der Bundesgesellschaft für Endlagerung ist realitätsfern und ignoriert die aktuellen Entwicklungen in der Region. Vor Ort versteht niemand, dass der benannte Bereich der Oberlausitz weiterhin als möglicher Standort für ein Atommüllendlager untersucht werden soll. Seit mehr als zwei Jahren wird, nach großem Einsatz vieler in der Region für dessen Ansiedlung, neben verschiedenen anderen Wissenschaftseinrichtungen das Deutsche Zentrum für Astrophysik in Görlitz aufgebaut. Teil des international tätigen Großforschungszentrums ist ein seismisches Labor mit extrem sensiblen Messgeräten in 200 Metern Tiefe im Lausitzer Granit im Dreieck Bautzen-Kamenz-Hoyerswerda, das bereits errichtet wird und ein Atommüllendlager in der Umgebung ausschließt.“
BGE-Sprecherin: Standort hat Priorität gegenüber anderen Nutzungen
Auf unsere Frage zu den Plänen für ein Untergrundlabor des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) im Städtedreieck Hoyerswerda-Kamenz-Bautzen sagte uns BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer:
„Das Endlager hat Priorität gegenüber anderen Nutzungen. Deswegen haben wir auch diese Sicherungsklausel drin, Paragraph 21 im Standortauswahlgesetz. Wir werden in den Flächen, die jetzt türkis eingefärbt sind, weitere Prüfschritte nutzen, um dann zu bewerten, ob dieser Granit geeignet ist oder nicht. Also der ist damit nicht raus !“
Der Gründungsdirektor des im Aufbau befindlichen DZA hatte uns vor drei Jahren gesagt: „Wenn wir das seismische Labor errichten, kann in dem Umfeld auch kein Atommüllendlager existieren.“ Das DZA will in einem Granitstock in über 200 Meter Tiefe forschen.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte die Oberlausitz als Standort ausgeschlossen. Der Granit sei porös, wasserdurchlässig und damit nicht sicher. Außerdem sei mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik ein Punkt gesetzt. Deshalb werde es ein solches Lager in der Region nicht geben, sagte er im April 2023 auf einem Bürgerforum in Reichenbach bei Görlitz.
Bundesgesellschaft für Endlagerung mit Standort-Navigaor
Für eine kleinere Fläche zwischen Gröditz (Landkreis Meißen) und Laußnitz (Landkreis Bautzen) steht eine Prüfung noch aus.
Welche Orte liegen im Bereich des potentiellen Standortkandidaten? Die Bundesgesellschaft für Endlagerung hat einen Navigator eingerichtet:
https://navigator.bge.de/phase-i-schritt-2/der-weg-zu-den-standortregionen
