Polizist soll Dienstgeheimnisse an Bautzener Autohändler verraten haben

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Ein Polizist muss sich derzeit in Bautzen vor Gericht verantworten. Der 47-Jährige soll etwas ausgeplaudert haben, was er nicht durfte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verrat von Privat- und Dienstgeheimnissen vor.

Der inzwischen beurlaubte Beamte soll einen libanesischen Autohändler in Bautzen mit Informationen aus dem Polizeicomputer versorgt haben. Sein Freund  wollte wissen, wer bei seiner ehemaligen Freundin auf dem Privatgrundstück in Neukirch zu Besuch war und  wann der Vernehmungstermin seiner Ex stattfinden sollte. Gegen den Freund des Angeklagten liefen damals Ermittlungen, weil er seine Lebensgefährtin geschlagen, bedroht und sexuell genötigt haben soll. Der Autohändler wurde inzwischen in erster Instanz zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Der angeklagte Polizist räumte ein, dass er seinem Freund  den Vernehmungstermin mitgeteilt, aber nicht gewusst habe, dass gegen ihn ermittelt werde. Ein anderes Mal rief er eine Polizistin in Bischofswerda an. Er gaukelte ihr vor, dass ein Auto vor seiner Einfahrt stehe. Tatsächlich parkte das Fahrzeug in Neukirch, vor der Wohnung der ehemaligen Freundin des Autohändlers. Der Polizist bekam die Halterdaten, die er aber angeblich nicht an seinen Freund weitergegeben haben will.

Kurz darauf sei ihr ehemaliger Freund bei ihr aufgetaucht, habe sie und ihren Besucher geschlagen,  sagte die Frau aus Neukirch heute vor Gericht aus. Er habe immer gewusst, wer bei ihr war und wo sie sich aufhielt.  So bekam sie nach der Vernehmung in Bischofswerda eine SMS von ihm. Sie wunderte sich, was er alles wusste. Es musste eine undichte Stelle bei der Polizei geben. Als sie diese Vermutung im Revier in Bautzen äußerte,  sei ihr geraten worden, sie solle vorsichtig sein mit ihren Aussagen, es könnte schlecht für sie ausgehen.

Der Prozess am Amtsgericht Bautzen wird am 17. Mai fortgesetzt. Dann soll der Autohändler, also ihr Ex-Freund, gehört werden. Außerdem will der Richter  wissen, ob der Angeklagte tatsächlich nicht wusste, dass gegen seinen Freund Ermittlungen laufen.

Übrigens: Einen Tag später, also am 18. Mai, beginnt die Berufungsverhandlung gegen den Bautzener Autohändler. Er bestreitet, seine Lebensgefährtin bedroht, geschlagen und gestalkt zu haben.

Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung - auch für den Polizisten. Er ist seit Juni 2018 suspendiert, bekommt aber weiter seine vollen Bezüge.