++ EIL ++

Sekt oder Selters - Görlitzer Waggonbauer in Feierlaune?

Zuletzt aktualisiert:

Ein Prosit und Glückwunsch! 175 Jahre – das ist schon was. 175 Jahre Waggonbautradition in Görlitz. Einige tausend Wagen haben allein in den vergangenen 40 Jahren das Werk verlassen. Zu DDR-Zeiten gingen Reisezug- und Schlafwagen in den Export – u.a. in die damalige UdSSR. Sie rollen dort noch immer.  Aber ist den Waggonbauern  angesichts der unklaren Zukunft wirklich zum Feiern zumute?

Betriebsratsvorsitzender René Straube findet, dass 175 Jahre Schienenfahrzeugproduktion und Meilensteine wie Doppelstock- und Hochgeschwindigkeitszüge oder  Drehgestellentwicklung gute Gründe zum Feiern sind. „Die Beschäftigten können stolz sein.“

„Es werden künftig keine Papiertüten gefertigt“

Alstom will das Görlitzer Werk Mitte 2026 dicht machen. Die Wagenkästen sollen dann an den polnischen Niedrigkosten-Standorten des französischen Konzerns gefertigt werden.  Vor zwei Wochen versuchten die Konzernmanager,  die noch rund 700 Beschäftigten zu beruhigen. Auf einer Betriebsversammlung kündigten sie an, dass das Werk an ein  Maschinenbauunternehmen verkauft werden soll.  Für Görlitz werde an einer Perspektive gearbeitet. Es gehe darum, mit allen Mitteln Industriearbeitsplätze zukunftsfähig zu schaffen, sagte uns der Präsident der Alstom-Dach-Region,  Müslüm Yakisan.  „Wir werden dort nicht anfangen, Papiertüten zu fertigen.“

Gerücht an den Werkbänken

Wer der Interessent ist, wollte der Alstom-Manager sagen. Im Werk hält sich hartnäckig ein Gerücht: Künftig sollen Panzer zusammengeschweißt werden. Straube, der als Gesamtbetriebsrat für die deutschen Alstom-Standorte auch im Aufsichtsrat sitzt, hält sich bedeckt. Es sei noch zu früh, über einen möglichen Investor zu sprechen. „Wir setzen große Hoffnungen in den Verkauf an einen renommierten deutschen Maschinenbauer.“

Tag der offenen Tür am Samstag

Aktuell haben die Beschäftigten in Görlitz gut zu tun. Die israelische Staatsbahn lässt weitere Doppelstockwagen bauen. Eis ist inzwischen schon der achte Abruf. Außerdem werden Wagenkästen für Straßenbahnen gebaut, die künftig in Göteborg und Magdeburg rollen. Davon können sich morgen Besucher beim Tag der offenen Tür überzeugen - von 10 bis 17 Uhr.

 

Audio:

Knut-Michael Kunoth im Gespräch mit dem Betriebsratsvorsitzenden, René Straube