- Krankenhaus Zittau
Triage in Zittauer Klinik - Wirbel um Arztaussage
Wurden im Zittauer Krankenhaus Covid-19-Patienten triagiert? Die Aussagen des Ärztlichen Direktors Mathias Mengel haben deutschlandweit für Wirbel gesorgt. In einem Online-Forum hatte er gesagt, dass schon mehrfach Covid-Kranke triagiert wurden, weil nicht genügend Beatmungsplätze zur Verfügung stünden. „Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht.“ Es werde versucht, den Patienten, für den es keine Versorgung gebe, in eine andere Klinik zu verlegen, wird der Mediziner vom Internetportal t-online zitiert. Zuvor hatte der Deutschlandfunk berichtet.
Träger der Klinik ist der Landkreis. Landrat Bernd Lange sprach von Panikmache und einem „hoch beanspruchten Arzt“. Er wollte offenbar auf die sich immer weiter zuspitzende Situation aufmerksam machen. „Die Lage ist ernst. Wir haben heute fast 470 Neuinfektionen. Die schlagen in den nächsten 14 Tagen in den Krankenhäusern auf“, sagte uns Lange. Der Inzidenzwert ist auf über 700 gestiegen. Die Krankenhäuser seien an die Belastungsgrenze gekommen. Heute wurden acht Covid-19-Patienten nach Leipzig, Sachsen-Anhalt und Brandenburg verlegt, und zwar aus Zittau, Ebersbach und Weißwasser. Das werde so weitergehen.
In einer am frühen Nachmittag verbreiteten Pressemitteilung des Klinikums wird beteuert dass alle Patienten die bestmögliche Therapie erhalten. Sollten die Grenzen zur Aufnahme in den Corona-Stationen erreicht sein, würden die Patienten in umliegende Krankenhäuser geflogen. Ob Covid-19-Kranke triagiert wurden, das wird offen gelassen.
Auf unsere Anfrage nach einem Interview mit dem Ärztlichen Direktor sagte uns Pressesprecherin Jana-Cordelia Petzold: Er stehe dafür nicht zur Verfügung.
Nach dem Wirbel um die Triage-Äußerungen hat Ministerpräsident Michael Kretschmer auf die „geltenden ethischen und medizinrechtlichen Standards“ verwiesen. Danach werde in Zittau und überall in Sachsen gearbeitet. „Die Wortmeldung aus Zittau ist ein Hilferuf“, sagte Kretschmer. Der Arbeitsalltag in deutschen Krankenhäusern sei „extrem angespannt“. Schutzmaßnahmen machten die Arbeit schwieriger, es gebe Personalausfall wegen Erkrankungen oder Quarantäne.
Wortlaut der Presseerklärung:
In einem Bürgerforum am gestrigen Dienstag ist der Ärztliche Direktor des Klinikums
Oberlausitzer Bergland, Chefarzt Dr. med. Mathias Mengel, Leiter der Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Standort Zittau, mit Aussagen zur Be- und
Auslastung unserer Kliniken befragt worden. In diesem Zusammenhang sollen
Aussagen getätigt worden sein, die sich auf die immer knapper werdenden Kapazitäten
in der medizinischen Versorgung beziehen. Dabei ist der Begriff der „Triage“ gefallen,
der ein Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades von Erkrankungen und
Verletzungen in den Notfallaufnahmen und ähnlichen medizinischen Kontexten
beschreibt und dort fest verankert ist.
Richtig ist, dass der Aufwuchs an Patienten mit COVID-19 sowohl zu hohen
Auslastungen auf den extra eingerichteten Infektionsstationen, als auch in den
Intensivstationen führt. Wir haben an den beiden Standorten des Klinikums
Oberlausitzer Bergland insgesamt maximal 100 Betten für die Versorgung der COVID-
Patienten in den Infektionsstationen eingerichtet, davon sind in Spitzenzeiten schon um
die 85 belegt worden.
Aufgrund zunehmender Personalausfälle ist die Kapazitätsgrenze aber hier inzwischen
deutlich unter 100 gesunken, denn wir haben zwar die Räumlichkeiten und Betten, aber
nicht ausreichend verfügbares Personal zur Hand. Zusätzlich steht die hochmoderne
intensivmedizinische Betreuung zur Verfügung, die aber aufgrund der dort
erforderlichen Betreuungsschlüssel und Bettenkapazitäten an die Grenzen des
Leistbaren stößt. Unsere Ärztinnen und Ärzte entscheiden über die für Patienten erforderlichen
Maßnahmen und die individuellen Behandlungsnotwendigkeiten. Alle Patienten, die in unsere Krankenhäuser kommen, erhalten die bestmögliche Therapie.
Im Falle des Erreichens von Grenzen zur Aufnahme von Patienten in unseren Corona-
Stationen würden diese an die umliegenden Krankenhäuser ausgeflogen werden.
Hierzu stehen die Leitstellen im engen Austausch. Sollte diese Möglichkeiten nicht mehr
gegeben werden, verschärft sich die ohnehin angespannte Situation deutlich.
Der Link zum Bericht von t-online:
