Unterschiedliches Echo auf abgespeckte Förderpläne von Tagebaubetreiber LEAG in der Lausitz
Die LEAG steigt auf die Bremse. Der Tagebaubetreiber dampft frühere Grubenausbau-Pläne des Ex-Eigentümers Vattenfall ein. Das Vorgänger-Konzept wurde zusammengestrichen. Was bedeutet das für die Bewohner der Region Schleife am Tagebau Nochten?
Die LEAG will die Grube um nur ein Sonderfeld erweitern. Betroffen sind noch rund 200 Einwohner des Ortes Mühlrose. Ursprünglich sollten bis zu 1.500 Menschen aus dem Kirchspiel Schleife die Koffer packen.
Vom Aufschluss eines neuen Tagebaus im Gebiet Jänschwalde sieht das Unternehmen komplett ab. 900 Einwohner von Grabko, Atterwasch und Kerkwitz können aufatmen und bleiben. Sie hatten in den zurückliegenden Jahren immer wieder gegen die Abbaupläne protestiert.
Und was wird mit der Erweiterung des Tagebaus Welzow? Großes Fragezeichen noch. Die Leag will darüber bis spätestens 2020 entscheiden. Die rund 800 Menschen in der Region müssen also weiter hoffen oder bangen.
Definitiv nicht gebaggert wird in Bagenz-Ost und Spremberg-Ost. Auch der Kraftwerksneubau in Jänschwalde ist vom Tisch. Der letzte Kohlezug verlässt 2023 den Tagebau Jänschwalde. Das Kraftwerk wird dann die darauffolgenden zehn Jahre mit Kohle aus dem südlichen Teil des Lausitzer Reviers versorgt.
Die Pläne haben angeblich keine Konsequenzen für die rund 8.000 LEAG-Beschäftigten. Durch die geplante Stilllegung von zwei Blöcken des Kraftwerks Jänschwalde sollen jedoch 600 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Leag-Vorstandsvorsitzender Helmar Rendez begründete die abgespeckten Erweiterungspläne mit bundespolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und hohen Investitionen, die auf das Unternehmen zugekommen wären.
Das Echo auf die Pläne:
Die abgespeckten Kohleförderpläne des Lausitzer Tagebaubetreibers LEAG haben unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Das Bündnis Pro Lausitz begrüßte die Entscheidung. Damit herrsche nun Klarheit. Das Unternehmen bekenne sich zu seiner Verantwortung für die Region.
Positive Reaktion auch aus der Gemeinde Schenkendöbern. Die drei Ortsteile Grabko, Kerkwitz und Atterwasch sollten der Kohle weichen. So wollte es Vattenfall. Nachfolger LEAG hat den Plan ad acta gelegt. Die 900 Bewohner können bleiben. Ein «längst überfälligen Schritt», hieß es aus der Gemeinde.
Dem Lausitzer Klima- und Energiecamp sowie der Klima-Allianz Deutschland gehen die LEAG-Pläne dagegen nicht weit genug. Auch die Tagebaue Welzow-Süd II und Nochten II würden nicht mehr gebraucht, hieß es in einer Stellungnahme. Über eine Erweiterung in Welzow will das Unternehmen bis 2020 entscheiden.
Die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen, Woidke und Tillich, reagierten verhalten auf die Leag-Pläne. Für die betroffenen Regionen gebe es nun Planungssicherheit. Das sei die wichtigste Voraussetzung, «um die Lausitz stabil zu halten».
Die Initiative „Ende Gelände“ kündigte Widerstand gegen die Erweiterungspläne an – vor allem in Nochten. Die Kohle müsse im Boden bleiben, so eine Sprecherin. Als einen „Schritt vorwärts“ bezeichneten die Grünen das LEAG-Konzept. Es sei aber immer noch realitätsfremd. Kein weiteres Dorf dürfe der Braunkohle geopfert werden.
Der Sorbendachverband Domowina reagierte verhalten. Einerseits sei das jahrelange Bangen um die Zukunft des Schleifer Kirchspiels, von Welzow-Süd und Jänschwalde-Nord beendet, andererseits werde das Ende von Mühlrose besiegelt, so Domowina-Vorsitzender David Statnik. Rund 200 Bewohner von Mühlrose sollen Haus und Hof verlassen. Ursprünglich sollten 1.500 Bewohnern der Region umgesiedelt werden.
Die LEAG hatte im vergangenen Herbst die Lausitzer Braunkohlesparte von Vattenfall übernommen. Hinter dem neuen Unternehmen steht der tschechische EPH-Konzern als Hauptgesellschafter.