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  • Fotos: dpa/ Tele-Lausitz (Tino Plunert)
    Fotos: dpa/ Tele-Lausitz (Tino Plunert)

Verstorbener Busfahrer aus Löbau nach Flammeninferno auf der A 9 im Fokus der Ermittler

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Nach dem Busun­glück gestern Morgen auf der A 9 in Oberfranken mit 18 Toten und 30 Verletzten aus der Lausitz und Dresden sind umfang­reiche Ermitt­lungen zur Unfall­ur­sache aufge­nommen worden. Polizisten waren gestern im Löbauer Busun­ter­nehmen, stellten Perso­nal­un­ter­lagen der beiden Busfahrer sicher und Fahrzeug­do­ku­men­ta­tionen. Überle­bende und Zeugen sollen befragt werden, soweit das aufgrund ihres Gesund­heits­zu­standes möglich ist. Es kursieren verschie­dene Theorien zur Unglücks­ur­sache.  Eine Vermu­tung ist, dass der Brand schon vor dem Aufprall auf den Sattelzug ausbrach, und zwar im Heck, also im Motor­raum. Das schließen die Ermittler offenbar aus. Ob ein techni­scher Defekt eine Rolle gespielt haben könnte, sagten die Ermittler zunächst nicht. Zwei Sachver­stän­dige für Verkehrs­un­fälle und Brände hätten keine Hinweise darauf gefunden, dass der Reisebus bereits vor dem Aufprall auf den Anhänger gebrannt hat. „Vieles spricht dafür, dass bei dem Bus erst aufgrund der Kolli­sion mit dem Anhänger Feuer ausge­bro­chen ist“, hieß es. Der Verdacht bezüg­lich des Verur­sa­chers richte sich derzeit einzig gegen den verstor­benen Busfahrer, so die Polizei. Unter­dessen konnte sieben der 30 Verletzten das Kranken­haus verlassen. Weitere werden heute vom DRK Sachsen auf eigenen Wunsch nach Sachsen gebracht.  Trauer und Bestür­zung nach dem Busun­glück. Angehö­rige der Todes­opfer und die Verletzten sollen Hilfe erhalten. Das hat Sachsens Sozial­mi­nis­terin Barbara Klepsch angekün­digt. Sie besuchte Verletzte nach der Brand­ka­ta­strophe im Kranken­haus. Der Bus stand rasch „lichterloh in Flammen“, wie ein Feuer­wehr­spre­cher sagte. Auch der Anhänger des Sattel­zugs brannte aus. Die Todes­opfer waren zwischen 55 und 81 Jahre alt. Zwei der Verletzten waren in den Stunden danach in Lebens­ge­fahr. Der an dem Unfall betei­ligte Laster­fahrer erlitt einen Schock. Nur zehn Minuten nach dem Alarm seien die ersten Rettungs­kräfte am Unfallort gewesen, sagte Dobrindt. Doch aufgrund der großen Hitze hätten sie nichts mehr tun können. Diese Situa­tion sei für die allesamt ehren­amt­li­chen Feuer­wehr­leute extrem hart gewesen, sagte Bayerns Innen­mi­nister Joachim Herrmann (CSU). Warum sich so schnell ein so heftiges Feuer entwi­ckelt habe, müsse nun geklärt werden.Herrmann beklagte zudem ein „völlig unver­ant­wort­li­ches und beschä­mendes Verhalten“ mancher Autofahrer. Weil die Rettungs­gasse nicht breit genug war, hätten vor allem die großen Einsatz­fahr­zeuge wertvolle Zeit verloren. Auf der Gegen­fahr­bahn hätten zudem einige Gaffer beinahe weitere Unfälle verur­sacht. Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Horst Seehofer (CSU) sagte: „Die Diszi­plin der Leute ist ärger­lich.“ Dobrindt erwägt, das Bußgeld für Gaffer zu erhöhen. „Es ist in der Tat unver­ant­wort­lich und beschä­mend, wenn auf der Gegen­fahr­bahn die Geschwin­dig­keit drastisch vermin­dert wird, um zu sehen, was passiert ist“, sagte er am Montag im ARD-„Brenn­punkt“.Herrmann betonte: „Es ist so schnell wie irgend möglich Hilfe geleistet worden.“ Etwa 100 Polizisten und mehr als 150 Rettungs­kräfte waren im Einsatz. Nach Angaben der integrierten Leitstelle waren Bus und Lkw-Anhänger inein­ander verkeilt, zeitweise habe auch ein angren­zender Wald gebrannt.Bei der Reise­gruppe handelte es sich um Männer und Frauen im Alter von 41 bis 81 Jahren, die aus dem Raum Löbau, Weißwasser, Sprem­berg, Senften­berg und Dresden kamen. Der Bus gehörte einem Unter­nehmen aus  Löbau nahe Görlitz. Inhaber Hartmut Reimann sagte: "Die Gedanken sind natür­lich bei denen, die im Kranken­haus liegen - und natür­lich auch bei denen, die zu Hause warten auf eine Infor­ma­tion: 'Was ist denn mit meinen Verwandten und Bekannten?'."Laut dem Bundes­ver­band Deutscher Omnibus­un­ter­nehmer war der Bus drei Jahre alt und zuletzt im April vom TÜV ohne Beanstan­dung überprüft worden. Der Fahrer, der den Reisebus zum Unfall­zeit­punkt lenkte und starb, war demnach seit mehr als zehn Jahren bei seiner aktuellen Firma beschäf­tigt und wurde vor vier Jahren für langjäh­riges unfall­freies und sicheres Fahren ausge­zeichnet.Seehofer sprach am Unglücksort von einem „Inferno“ und sicherte eine schnelle Aufklä­rung der Ursache zu. Wie sein sächsi­scher Amtskol­lege Stanislaw Tillich (CDU) sprach der CSU-Chef den Angehö­rigen sein Beileid aus. Auch Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­meier und Bundes­kanz­lerin Angela Merkel (CDU) sprachen ihr Mitge­fühl aus. EU-Kommis­si­ons­chef Jean-Claude Juncker schrieb in einem Brief an Seehofer: „Die erschüt­ternden Bilder des Busun­glücks in Bayern haben mich zutiefst betroffen gemacht.“Die Verletzten kamen in Kranken­häuser, wo sie auch von Seelsor­gern betreut wurden. Auch die Rettungs­kräfte bekamen Hilfe von einem Krisen­in­ter­ven­ti­ons­team. Für Angehö­rige wurde die zentrale Telefon­nummer 0800/7766350 geschaltet. Die A9 in Richtung Süden blieb den ganzen Tag gesperrt. Es bildeten sich lange Staus. Am Abend wurden dann alle Spuren wieder freige­geben.Mit Blick auf den neuen Unfall sagte ein Experte, dass auch eine automa­ti­sche Lösch­ein­rich­tung die Katastrophe kaum hätte verhin­dern können. Diese lösche im Motor­raum, eventuell auch im Gepäck­raum und in der Toilette, dürfe aber nicht im Innen­raum löschen, sagte Johannes Hübner vom RDA Inter­na­tio­nalen Bustou­ristik Verband in Köln. Die chemi­schen Lösch­mittel könnten Passa­giere sonst beein­träch­tigen.Ein Experte des TÜV Rhein­land nannte eine abgeris­sene Kraft­stoff­lei­tung als mögliche Ursache. Dadurch könne Kraft­stoff auf heiße Fahrzeug­teile gelangen und das Ganze anfangen, zu brennen.

Audio:

Der Chef des Löbauer Reise­un­ter­neh­mens, Hartmut Reimann