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- Die Projektpartner. In der Mitte im weißen Oberhemd Landrat Bernd Lange. Foto: kmk
- Truppenübungsplatz Oberlausitz. Foto: Pixabay
Waldwächter mit Argusaugen und feiner Nase auf Übungsplatz Oberlausitz
Sie können fliegen, im Boden ausharren. Sie haben Argusaugen, spitze Ohren und eine feine Nase. Wenn sie etwas sehen, riechen oder hören, melden sie das in Echtzeit in eine Zentrale. Der Mann oder die Frau am Bildschirm gibt daraufhin den Befehl zur Schlacht. Das ist kein Szenario aus einem Science-Fiction-Thriller.
Waldbrände auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz sollen mit Hilfe von Kamera-Drohnen und Bodensensoren künftig in Sekundenschnelle entdeckt und noch im Keim erstickt werden. Das sieht ein auf der 5-G-Technik basierendes Projekt mit dem Namen „Waldwächter“ vor. Mit dem Konzept, das heute in Görlitz vorgestellt wurde, wird deutschlandweit Neuland beschritten.
Drohnen und künstliche Intelligenz
„Bilder werden von Kameras auf Feuerwachtürmen und auf fliegenden Drohnen aufgenommen, Signale von Wärme-, Rauch- und Geräuschsensoren aufgefangen und zu einer zentralen Datenbank in Echtzeit übertragen“, erläutert Projektbegleiter Axel Schulz vom TÜV-Rheinland. Der Auswerter am Bildschirm kann dann gegebenenfalls Alarm auslösen und die Einsatzkräfte zielgerichtet zum Einsatzort lotsen. Dabei soll ihm Künstliche Intelligenz Entscheidungshilfe leisten, so beim Erkennen von Mustern und Anomalien. Das ist ein Feld für die Hochschule Zittau/ Görlitz und die BTU Cottbus-Senftenberg. Sie sind Projektpartner, wie auch die Firmen GGS Speyer und Exelonix aus Dresden. Der Landkreis Görlitz schloss mit ihnen heute Konsortialverträge.
Telekom und Vodafone wollen die technischen Voraussetzungen schaffen und insgesamt drei 5-G-Masten am Testgebiet aufstellen. Entsprechende Absichtserklärungen wurden ebenfalls heute in Görlitz unterzeichnet.
Borkenkäfer im Visier
Mit dem Projekt soll auch der Kampf gegen den Borkenkäfer aufgenommen werden. Vorstellbar seien Aufnahmen aus der Luft in verschiedenen Frequenzbereichen, also eine Analyse von Waldgebieten nicht nur im sichtbaren Licht. „Dadurch erhalten wir Aussagen zum Beispiel zum Chlorophyll-Gehalt von Bäumen, was ein möglicher Indikator für einen Befall mit Borkenkäfern sein kann“, umreißt Schulz die Idee. Geruchssensoren könnten möglicherweise weitere Hinweise liefern.
„Der Wald ist ein Schatz für uns“
Das „Waldwächter“-Konzept wird jetzt dem Bundesverkehrsministerium vorgelegt. Es soll das auf drei Jahre angelegte Projekt fördern. Landrat Bernd Lange hofft auf eine positive Entscheidung. „Wald ist ein Schatz für uns in der Region. Wenn es uns mit Hilfe dieses Projekts gelingt, diesen Schatz zu bewahren, dann haben wir viel im Strukturwandel erreicht.“
Die Bundeswehr als Betreiber des Truppenübungsplatzes Oberlausitz stellt das 5-G-Testfeld zur Verfügung. Mit rund 175 Hektar ist das Gelände das größte Waldgebiet im Landkreis Görlitz. Platzherr Oberstleutnant René Pierschel sieht in dem Projekt neben der Waldbrandbekämpfung noch einen Vorteil. Mit 5-G könne die Ausbildung weiter verbessert werden, z.B. bei der Vorbereitung der Soldaten auf Auslandseinsätze. „Neue Technologien, die wir haben, lassen sich nur nutzen, wenn wir auch schnelle Datenverbindungen haben“, so der Kommandant.
„Manche Gegner fast physikresistent“
Der Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer begrüßt den Feldversuch. Seine Gemeinde grenzt unmittelbar an den Truppenübungsplatz. „Es ist für uns ein Stück Sicherheit. Denn ein Waldbrand kann sich schnell auch auf die Gemeinde ausdehnen.“ Es gibt aber auch Gegner der 5-G-Technik. Sie befürchten negative Folgen für die Gesundheit. Es sei schwierig, diese Menschen zu überzeugen. „Wir hatten das in einer Bürgerversammlung versucht. Aber manche Leute sind fast physikresistent“, so Brehmer.


